Wir brauchen eine neue APO...



Freitag, 12. August 2005 16:58 : ... meint in einem Kommentar von Konstantin Wecker im freitag . Damit meldet sich einer der wenigen Intellektuellen zu Wort in einer politischen Situation, die wahrhaftig Hirnschmalz en masse vertragen kann.

Dieser “Wahlkampf” kann ja, mehr als jeder zuvor, an Hirnlosigkeit nicht mehr unterboten werden, an Gemeinheit und Verlogenheit. Ich beobachte ihn ja momentan aus der Ferne, in einem litauischen Dorf unterm Dach sitzend, mit gutem Oberlicht und flat rate und auf besseres Wetter hoffend.

Ob ich nun die dümmlichen Versprecher der Angela, die saloppen bayrischen Ausrutscher und Wadenbeissereien oder die frechen Rülpser des herausgeforderten und heruntergewirtschafteten Kanzlers nehme, die Frech- und Dummheiten der FDP-Klicke - egal: Sachkompetenz , Lösungsvorschläge, Wahrheit, all das, was wir dringend brauchen, spielt keine Rolle.

Man schiesst sich bedingungslos auf “die andern” ein um zu vertuschen, dass man selbst nichts Brauchbares im Beutel hat; zumindest damit nicht rausrücken will. Was man wirklich will, wird selbstverständlich erst recht nicht verraten. Aber wer das politische Geschehen mit etwas Geist, gutem Willen und vor allem ungetrübtem Gedächtnis verfolgt, weiss das eh’ schon.

Nur: Warum sind dann die Umfragewerte so? Weil’s die grosse Mehrheit an den soeben erwähnten Eigenschaften fehlen lässt? Hätte dann der Angela-Killer aus München in einem allgemeinen Sinne doch recht, wenn er meinte -ich übersetze das jetzt mal - dass es eben mehr solche als solche gebe, aber eben nicht nur in Bayern?

Warum lässt sich eine Bevölkerung, die die letzten Jahrzehnte stets und konstant belogen wird, das Ergebnis dieser Politiken vor Augen, den Bären auf die Nase binden, von Links käme der Angriff? Und um das Mass voll zu machen, macht man gleich den Zirkelschluss und heisst Lafontaine einen rechtsradikalen Hassprediger - vielleicht nicht ganz wortgenau, aber das jedenfalls soll ankommen beim Wahlvolk. Es fehlt jetzt nur noch das Verbot, zur Wahl antreten zu dürfen...

Zur Erinnerung: In ruhigen Zeiten und in konzertierter Aktion war es den etablierten Parteien seinerzeit nicht gelungen, die NPD verbieten zu lassen. Nach dem ersten Rüffel haben sie's dann gar nicht erst nochmal versucht. What shall’s...

Warum traut sich keiner, um nur ein wesentliches Beispiel zu nehmen, endlich ein Sozial- und Arbeitssystem zu fordern, in dem es normal ist, Arbeit zu haben - oder eben nicht? Zu sagen, dass in Zukunft nicht mehr alle in Arbeit zu bringen sind und deshalb eine Grundsicherung zu entwickeln ist, die das Attribut “arbeitslos” ebenso wenig anrüchig erscheinen lässt als die Betroffenen zu einer nicht nur erträglichen Grundeinkommen verhilft. Unselige Rentenkürzungen über ALGII und real nicht zu vergessen... Soziale Verantwortung? Kein Thema - aber auf beiden Seiten. Sozial wichtige Tätigkeiten? Kein Thema. 1-EURO-Jobs? Warum nicht, wenn sie staatlicherseits nicht missbraucht werden? Es kommt darauf an, ob man unabwendbare Tatsachen als Makel oder als Gegebenheit darstellt. Während man die abhängige Mehrheit schröpft und weinend darauf verwiesen wird, dass das Geld fehle, schnürt man gleichzeitig aus Steuernerleichterungen und Subventionen samt legaler Steuerflucht ein unternehmer- oder sagen wir’s direkt, kapitalisten-freundlichen Paket, lässt man zu, dass der Staat zur Farce verkommt.

Nein, das Geld fehlt nicht. Was fehlt ist der Wille, es dem Grundgesetz gemäss einzusetzen. Ganz einfach und ohne Schnörkel.

Einwurf:

Ich bin kein BWL-er. Ich bin derzeit in Litauen, einem Landf mitz enormen Defiziten jeder Art und denke mal mit meinem kleinen Rentnerhirn so: Wenn wir seit Kriegsende in Deutschland diese Infrastruktur aus Steuern erwirtschaftet haben und Steuern ca. 30% des generellen Einkommens eines Volkes ausmachen, Löhne nur ein Bruchteil dessen sind, was an Werten wirklich erwirtschaftet wurde:


Wo ist der ganze Rest?



Eben.

Diskutieren kann man dann vieles und fast alles, nur: Anfangen muss man!

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